Ich hab mir den AB-Treff neulich ja auch erstmals live und in Farbe angeschaut. Nachdem ich jahrelang nur sehr sporadischer Mitleser war aber immer wieder Beschwerden über die angeblich furchtbare Moderation dort mitbekommen habe. Je nun, ich habe mich dort jedenfalls schnell und still wieder verdrückt. Ich sah nach einer absurden Beschwerde über meine Signatur (und ergebnislosem mit-der-Wand-Reden mit nichtöffentlichen Klärungsversuchen) auch in der Zukunft lange, fruchtlose Diskussionen und irgendwann eine todsichere Sperre auf mich zukommen. Dafür sind mir die entsprechenden Muster einfach aus anderen Psychoforen zu vertraut. Und auch mein beeindruckendes Talent dafür, Bordies und Konsorten mit allem was ich sage zuverlässig zu provozieren, selbst wenn ich nur übers Wetter rede.
Am Ende schlagen Foren von und für Menschen mit psychischen Problemen eben fast ausnahmslos eine von zwei Richtungen ein. Entweder die Anarcho-Krakeeler gewinnen früh die Oberhand, dann schrumpft eine Community sehr schnell auf einen sehr kleinen Kern von Leuten zusammen, die gerne "alles" sagen dürfen wollen (damit aber eigentlich nur Beleidigungen, Haßparolen und sonstige pubertäre Frustbewältigung meinen) und total anti-Mainstream und anti-Weichspülbla sind.
Solche Foren sterben relativ schnell den Usertod. Diffundieren doch genau die, die sich dort eigentlich wohlfühlen müßten, bald schon wieder in andere Foren, wo auf die Kacke Hauen noch ordentlich Reibung erzeugt. Denn das ist, woran diese Leute entgegen aller Beteuerungen eigentlich interessiert sind. Nicht das offene Wort sondern Reibung, Action, Widerspruch, (destruktiver) Streit, Aufmerksamkeit, Krakeelen. Und Krakeelen in einem Raum voller Krakeeler, in dem sich niemand daran stört, ist unbefriedigend. Genauso wie ein Kind, das den lieben langen Tag einen Topf mit einem Kochlöffel als Schlagzeug mißbraucht, schnell die Lust daran verliert, sobald man es in einen isolierten Raum mit zehn anderen Kindern steckt, die ebensoviel Spaß am Kochtopftrommeln haben.
Also sind diese Leute zwar in ihrem "Wohlfühlforum", sofern noch existent, immer noch angemeldet, erzählen aber lieber lang und breit in anderen Foren, wie doof die Moderation in diesem anderen Forum ist und wie geil und offen und angeblich konstruktiv es dagegen bei ihnen daheim zugeht. Wer den Fehler findet...
Die zweite Variante kann man im AB-Treff beobachten: Gewinnen nicht die Krawallbrüder, gewinnt die übersensible, ironiebefreite Gummizellenfraktion. Und für gewöhnlich kommen über die Jahre mit jedem Admin- und Moderatorenwechsel immer empfindlichere, paranoidere Gestalten auf die Richterstühle. Kunststück, wenn alle anderen vergrault, gesperrt oder als mutmaßliche Trolle an den Rand gedrängt werden, während hysterische Reaktionen auf harmlose Äußerungen oder bloße Reizworte zunehmend als Beleg für Augenmaß und einen funktionierenden moralischen Kompaß der kreischenden Person gelten. Entsprechend wird dann auch das "moderative" Eingreifen (das mit Moderation im eigentlichen Sinn rein gar nichts mehr zu tun hat) immer kurioser und ist immer mehr geleitet von irgendwelchen punktuellen Befindlichkeiten.
So mendeln sich nach und nach immer kaputtere Gestalten mit immer dünnerer Haut in die Reihen derer, die bestimmen, was gut und böse ist. Ein Indiz dafür, wie weit sowas fortgeschritten ist, ist immer der Abschnitt mit den Forenregeln (die für die Adminschaft selbst btw nie gelten). Je länger und ausgefeilter, und je konkreter sich bei Verstößen (ob eingebildet oder echt) darauf bezogen werden muß, desto bekloppter die Admins und die von ihnen tolerierte Userschaft.
An der Spitze solcher Psychoforen sind meinen Beobachtungen nach oft ein, zwei Kerle mit deutlicher Narzissmusschlagseite und latenten Haremsfantasien, die sich mal subtil mal plakativ als Retter der holden Weiblichkeit (vor zuviel Realität) aufspielen und sich auch immer mit einer Horde von Moderatorinnen umgeben. Die man mit dem Versprechen lockt, daß sie mit ihrer "mitfühlenden, nicht testosterongeschwängerten Art" das Forum zu einem flauschigeren Ort für alle machen können. Moderatorinnen, die dann zuverlässig den winzigen Rest sachlicher Diskussionen als alberne Hahnenkämpfe und Schwanzvergleiche verunglimpfen und diese gerne durch eigentlich Unbeteiligte, die sich aber vom Diskussionsstil irgendwie voll gestört fühlen, mutwillig zersmalltalken oder sonstwie aushebeln lassen.
Gibt noch andere Aspekte, die mit reinspielen. Aber das ist oft so der Grundfahrplan. Der AB-Treff ist auch bei Weitem nicht das schlimmste Forum dieser Art, das ich gesehen habe. Aber er ist in weiten Teilen leider ein typisches Beispiel dafür, wie gut es funktioniert, wenn sich eine Gemeinschaft aus Leuten mit teils schweren psychischen Schieflagen selbst verwaltet.
Das hat für mich andererseits aber alles wenig damit zu tun, daß z.B. öffentliche Kritik an der Adminschaft unerwünscht ist. Das ist an sich ja eine durchaus vernünftige Regelung. Läßt man sowas zu, hat man sofort wieder die Anarchos aus Forumsvariante #1 an der Backe. Die sich dann im Minutentakt auskotzen, alle Eltern... äh, Moderatoren als Nazi verunglimpfen und gerade unerfahrenere Moderatoren in unsinnige, kraftraubende Rechtfertigungsschleifen manövrieren. Und das Forenklima in kürzester Zeit mit ihren pubertären Trotzanfällen in Stücke reißen können.
Optimal ist für mich eine Art wohlwollender Diktatur. Kein pseudodemokratischer Anstrich (es gibt ja mancherorts sogar "Moderatorenwahlen", brrr...), kein pseudolegitimierender Regelwust, keine ungesunde Cliquenbildung. Aber dafür braucht man dann halt auch die richtigen Leute. Leute, die mit ein bißchen common sense aufwarten können und unaufgeregt, sachlich aber trotzdem menschlich agieren. Die sind leider nicht nur in Psychocommunities, die sind im ganzen Internet so selten wie eine blaue Mauritius. Denn solche Leute haben in aller Regel ein Leben und nutzen das Netz höchstens, um mal was einzukaufen oder um auf Wikipedia etwas nachzuschlagen.
Man wird also trotz aller berechtigten Kritik an irgendwelchen Admins oder Moderatoren wenig ändern können. Es mangelt einfach an Alternativen. Fazit: nur wundern, nicht ärgern. Und sich lieber drüber freuen, falls man eine der glücklichen Personen ist, die in der Gummizelle nur zu Besuch sind.
_________________ "Die Grenze zwischen einer Freundin und einem Haustier, mit dem man Sex haben kann, scheint fließend zu sein."
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